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Mit dem Kopf durch die Wand …

MOREFAMILY / Freizeit

… oder mit dem Fahrrad bis ans Ende der Welt!

02.07.2025

 

 

Zwei junge Oberösterreicher machten sich auf, um mit dem Fahrrad den eurasischen Kontinent zu durchqueren. Ihr Ziel: Australien. Klingt verrückt? Das war es auch! Andreas Buciuman und Dominik Bochis kennen sich, seit sie klein waren, sind zusammen aufgewachsen, vertrauen sich gegenseitig zu einhundert Prozent und sind, nach eigenen Angaben, stur genug, um das, was sie sich vornehmen, durchzuziehen – komme, was wolle! Und es kam, was wollte: nämlich die Idee, mit dem Fahrrad von Linz bis Australien zu fahren, „Austria2Australia“ sozusagen. 

„Australien als Zielland deshalb, weil es der am weitesten von Österreich entfernte Ort ist; zumindest gefühlt. Und wenn schon ein Radreise-Abenteuer, dann solllte es wirklich groß sein!“, antwortet Andreas auf die Frage, warum es auf dem Rad ausgerechnet ans Ende der Welt gehen sollte. Außerdem haben beide Verwandte in Australien. „Die konnten wir alle besuchen. Einige von ihnen haben wir im Zuge dieser Reise erst kennengelernt. Das war lustig.“ Und nicht zuletzt dachten sie: „Austria2Australia klingt richtig gut als Name für dieses Abenteuer!“ 

Vom Computerbildschirm in den Fahrradsattel 

Wie kommt man nun auf die Idee, so weit zu radeln? Überhaupt wenn man bedenkt, dass beide vor Beginn der Reise nicht mal ein eigenes Fahrrad besessen haben. Eine Youtube-Reise-Doku später kam bei Andreas der Moment des Umbruchs. „In der Doku sind Zwillinge von Berlin nach Shanghai geradelt. Das war Abenteuer pur: bei Regen, bei Sturm, bei Krankheit, in der Wüste ... einfach immer weiter. Dabei viele persönliche Tief und Höhepunkte. Das pure Leben, einfach faszinierend! Ich war selber noch IT-Student und stundenlang vor dem Computerbildschirm, um zu lernen und Programmieraufgaben zu erledigen. Der Kontrast zwischen meiner Lebenssituation und dem, was ich in der Doku sah, hätte größer nicht sein können. Das war genau der Moment, an dem ich mir vorgenommen habe, etwas Ähnliches zu machen.“ 

In Dominik hat der Mittzwanziger den perfekten Mitstreiter gefunden: ein guter Kindheitsfreund, ebenfalls ehrgeizig und positiv stur, und eine Mentalität, die zu Recht als „mit dem Kopf durch die Wand“ bezeichnet werden könnte. Eigenschaften, die bei solch einem Abenteuer von Vorteil sind. Allerdings, wie Andreas selbst: radtechnisch untrainiert. „Wir sind beide untrainierte Radler. Mehr noch: Beide hatten wir nie so richtig ein eigenes Fahrrad besessen, bis uns eine Fahrradfirma jeweils ein Reisefahrrad gesponsert hat. Von Training und körperlicher Vorbereitung kann also keine Rede sein. Um ehrlich zu sein: Erst am tatsächlichen Tag der Abfahrt habe ich zum allerersten Mal all die prall gefüllten Gepäcktaschen aufs Fahrrad montiert. Um dann erst bei den ersten Pedaltritten zu merken: Uff , das wird schwer.“ Die Fahrräder samt Gepäck hatten ein Gewicht von etwa 50 kg, in der australischen Wüste mit all den Wasservorräten waren es sogar 70 kg. „Geplant“ hatten die beiden Abenteurer lediglich die Visa in den jeweiligen Ländern und die Strecke auch nur insofern, als dass sie in der vorgegebenen Visadauer das Land unbedingt durchquert haben mussten.
 

18.000 Kilometer, 19 Länder, 11 Monate 

… und insgesamt 16 platte Reife später blickten die beiden jungen Männer auf eine Reise durch Österreich, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, die Ukraine, Polen, Litauen, Lettland, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, China, Pakistan, Indien, Nepal, Thailand, Malaysia, Singapur und schließlich Australien zurück. 18.000 Kilometer saßen die beiden tatsächlich am Fahrrad, elf Monate lang, jeden Tag. Natürlich verlief das Abenteuer nicht ohne Probleme und Herausforderungen. Sehr persönliche Einblicke geben sie in ihrem Film Austria2Australia und dem gleichnamigen Buch. 

Minimalismus auf zwei Rädern 

„Beeindruckend war, wie wenig man braucht, um zu leben. Unser gesamter Besitz, unser gesamtes Leben hat in einige wenige Reisetaschen auf ein Fahrrad gepasst, aber wir hatten nie das Gefühl, dass uns etwas fehlt.“ Diesen Minimalismus versucht Andreas auch jetzt, im „normalen" Leben, beizubehalten: „Bis heute mag ich es nicht, viele Dinge anzusammeln. Das habe ich damals nicht gebraucht und brauche es auch heute nicht. “Vom absoluten Freiheitsgefühl ist die Rede. „Am Morgen packt man sein Zuhause, also das Zelt (oder eher ein dünnes Stück Plastik), ein und fährt dann einfach los. Nicht wissend, wo man am Abend landen wird, wie es dort aussieht und wo man schlussendlich wieder ein Plätzchen für die Nacht findet. Das war großartig, Freiheit pur!“ 

Durst, Dreck & Straßenlärm als Konstante 

Wo Sonne, da auch Schatten. Ihren absoluten Tiefpunkt hatten die beiden Freunde in Indien. Und das hatte nicht unbedingt etwas mit dem Land zu tun. „Wir waren bereits sechs oder sieben Monate unterwegs – konstant durstig, konstant dreckig und konstant von chaotischem Verkehr und Straßenlärm umgeben. In dieser Zeit haben Dominik und ich auch kaum mehr geredet. Wir wollten Ruhe von allem – auch voneinander.“ An diesem Punkt der Reise war dann auch nicht mehr die Rede von Motivation, es war eher ein stures Festhalten am Ziel: mit dem Fahrrad von Österreich nach Australien fahren, komme, was wolle. „Das war alternativlos“, erinnert sich das konsequente Reiseduo. 

Freude, Stolz & Wehmut 

Dann kam der Tag, an dem das Ziel Wirklichkeit wurde. Die Ankunft der beiden Oberösterreicher in Australien. „Ein sehr schöner Moment“, erinnert sich Andreas. „Eine große Gruppe von Verwandten und Bekannten, und auch unsere Mütter, haben uns am vereinbarten Zielpunkt erwartet. Mit Torte und Getränken und einigen anderen Annehmlichkeiten, die man das vergangene Jahr nicht hatte.“ „Wir waren erleichtert, die Reise endlich hinter uns gebracht zu haben. Erleichtert zu wissen, dass man am nächsten Tag nicht mehr aufs Fahrrad steigen muss. Und natürlich auch stolz – nicht viele können von sich behaupten, einfach so mal quer um die Welt gefahren zu sein.“ Aber es schwang auch ein bisschen Wehmut mit. „Wir wussten, dass wir gerade ein absolutes Ausnahmejahr erlebt hatten – eine Erfahrung, die wir in dieser Weise vermutlich nie mehr wieder machen werden …“ 

„Resozialisiert“ in Österreich 

Es war März 2018. Zurück in Österreich. Im Garten lag Schnee. Andreas hat sein Zelt aufgebaut, um draußen zu schlafen. „Es war winterlich kalt – und herrlich. Herrlich deshalb, weil ich in meiner gewohnten Zelt-Umgebung schlafen konnte. Das war für mich zu dem Zeitpunkt viel natürlicher, als in einem Bett, umgeben von vier weißen Wänden, zu schlafen.“ Mittlerweile bezeichnet sich der Abenteurer aber schmunzelnd als resozialisiert – allerdings nicht in Österreich, sondern als Auswanderer in Rumänien. Ebenso wie Dominik. „Mittlerweile sind wir wieder gute Freunde und Arbeitskollegen.“ Warum wieder? „Die ersten Monate nach der Reise haben wir nicht miteinander geredet. Wir haben den Abstand gebraucht und genossen.“ 

Die Welt ist ein guter Ort 

Allen, denen es jetzt unter den Fingernägeln brennt, aufzubrechen, um ein Abenteuer zu erleben – denen sei ans Herz gelegt: „Einfach durchziehen. Mit dem Kopf durch die Wand. Was soll schon schiefgehen? Die Wahrheit ist: Es wird einiges schiefgehen, aber das gehört dazu!“ Die Welt ist ein besserer Ort, als man vielleicht denkt. „Überall ist uns mit Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft begegnet worden – darauf kann man sich freuen!“ 

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