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Jedes dritte Kind braucht Nachhilfe
MOREFAMILY / Thema
318.000 Schüler:innen brauchen in Österreich jährlich Nachhilfe – das ist jedes dritte Schulkind. Hinzu kommen noch weitere 45.000 Kinder, die Nachhilfe bräuchten, deren Eltern sich diese aber nicht leisten können. 800 Euro im Jahr geben Eltern im Schnitt für die Nachhilfe ihrer Kinder aus und unterstützen – so gut es geht – selbst mit Lernhilfe. Der Großteil, nämlich vier von fünf Schüler:innen, schafft die Schule nur mit Unterstützung der Eltern. Das zeigt der aktuelle Nachhilfebarometer von ifes für die Arbeiterkammer.
Erschreckende Zahlen, die ein großes Warum auftun. Wohin geht nun die Reise der Bildung?
Wir haben Angela Schmidt, Unternehmenssprecherin und Marketingleiterin von Lernquadrat, dazu befragt. Statistisch gesehen, steigt die Zahl an Schüler:innen, die Nachhilfe brauchen.
Woran liegt das? Hilft man sich weniger untereinander? Ist der Schulstoff komplexer geworden? Sind die Kinder weniger aufmerksam oder liegt es an der Vermittlung durch die Lehrkräfte?
Angela Schmidt: Es gibt mehrere Gründe, die die Nachfrage nach Nachhilfe steigen lassen, und zwar:
● Alle zwei bis drei Tage haben die Schüler:innen eine Form von Wissensüberprüfung, sei es einen Test, eine Schularbeit, ein Referat oder eine Stundenwiederholung. Das erzeugt einen unheimlich großen Stress und Druck und führt dazu, dass der Stoff nicht nachhaltig gelernt wird, sondern nur so, dass die Prüfung bestanden wird. Bei aufbauenden Fächern, wie zum Beispiel Mathematik, hinken dann viele Schüler:innen hinterher oderverlieren den Anschluss komplett.
● Große Ablenkungen sind das Smartphone und Social Media, Kinder können sich dadurch schlechter konzentrieren.
● Ein weiterer Grund ist der straffe Lehrplan. Erklärungen von Lehrkräften können nicht individuell auf das Verständnis eines Kinders angepasst werden. Außerdem steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, es bleibt kaum Zeit zum Üben.
● Wenn wir jetzt von der Schule nach Hause switchen, stellen wir fest, dass in den meisten Familien beide Elternteile berufstätig sind und daher wenig Zeit ist, um mit dem Kind zu lernen. Natürlich kommt auch dazu, dass vielen Eltern, vor allem in der Oberstufe, auch die Kompetenzen dazu fehlen, Schulstoff zu vermitteln.
● Fast 95 Prozent der Nachhilfe teilt sich auf Unter- und Oberstufe auf, da sind die Kinder und Jugendlichen gerade in einem schwierigen Alter. In der Pubertät will man sich oft nicht von den Eltern helfen lassen. Da gehen viele den Weg, das Lernen auszulagern, um die gemeinsame Zeit mit positiv besetzten Freizeitaktivitäten zu verbringen.
Sie haben schon ein bisschen vorgegriffen. Ab wann ist Nachhilfe tatsächlich sinnvoll?
Angela Schmidt: Wenn man bei der Hausübung sieht, dass die Schüler:innen alleine nicht weiterkommen und wenn man selber nicht helfen kann. Im Idealfall kommen Schüler:innen zur Nachhilfe, bevor der erste Fünfer da ist. Leider beobachten wir, dass Eltern meist zu spät den Kontakt zu Lernquadrat suchen. Man sollte aber bedenken: Jede schlechte Note bewirkt etwas bei dem Kind und es beginnt sich in einer Negativspirale zu drehen.
Wie läuft Nachhilfe bei Lernquadrat ab?
Angela Schmidt: Wir starten mit einem kostenlosen Beratungsgespräch, bei dem zusammen mit Kind und Eltern etliche Fragen geklärt werden. Wie sind die Noten? Wie geht es dem Kind in der Klasse und mit den Lehrer:innen? Gibt es innerhalb der Familie Themen, die die schulische Leistung beeinflussen?
Eine entscheidende Frage: Ist das überhaupt die richtige Schule für das Kind? Oder wäre vielleicht ein anderer Ausbildungsweg
interessanter? Nachdem diese Fragen besprochen wurden, erstellen wir einen Lernplan, in dem die nächsten Ziele festgesetzt sind, die es zu erreichen gilt. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen schulbegleitender Nachhilfe, die ein bis zwei Mal wöchentlich am Nachmittag stattfindet und den Ferien-Intensiv- Kursen, die sich jeweils einem Unterrichtsfach widmen.
Was möchten Sie Eltern, deren Kinder sich schulisch überfordert fühlen, mit auf den Weg geben? Wie kann man Schüler:innen zu Hause beim Lernen unterstützen?
Angela Schmidt: Meine Tipps sind:
● Interesse am Schulstoff zeigen und sich als Lernpartner:in zur Verfügung stellen: Kinder lernen am
besten, wenn sie den Stoff aktiv wiedergeben.
● Eine gute Lernumgebung schaffen: Das heißt, einen ordentlichen, ruhigen Platz zum Lernen finden, Radio und Fernseher abdrehen, das Smartphone auf lautlos stellen und bewusst weglegen.
● Kalender führen: Es hilft, die Kinder handschriftliche Kalender führen zu lassen, in denen sie die Termine für Prüfungen selbst eintragen. So bekommen sie ein Gespür dafür, wann welcher Test ansteht und wie sie die Vorbereitungszeit gestalten können.
● Ernährung, Bewegung & Schlaf: Nicht zu vergessen ist, dass das Gehirn nur Leistung bringen kann, wenn es die notwendigen Komponenten dafür bekommt. Diese sind: ausreichend erholsamer Schlaf, viel Wasser, eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit wenig Zucker, regelmäßig frische Luft (Lüften!) und tägliche Bewegung.








