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Patchwork-Geschwister: Alles kann, nichts muss sein!

MOREFAMILY / Thema

In Österreich ist beinahe jede zehnte Familie mit Kindern eine Patchworkfamilie. Wenn Alleinerziehende einen neuen Partner/eine neue Partnerin finden, der ein oder mehrere Kinder in die Partnerschaft mitbringt, so führt das zu ganz neuen Konstellationen innerhalb der Familie und auch zu großen Herausforderungen.

Geschwister © Pixabay
25.05.2023

Mit der Gründung einer Patchworkfamilie ändert sich auch die Position des Kindes. War es vorher ein Einzelkind, muss es nun mit den anderen Geschwistern teilen. Das Älteste kann zum jüngsten Kind werden; war es das einzige Mädchen, muss es diese Rolle nun vielleicht mit einem anderen Kind teilen. Der neue Bruder, die neue Schwester werden oftmals als Konkurrent gesehen. Und sie sind zunächst Fremde, die sich nicht zwangsläufig gut verstehen.

Was für Mutter oder Vater neues Glück bedeutet, erleben die Kinder meist zunächst ganz anders. Den Stiefgeschwistern begegnen sie oft ablehnend, distanziert, nicht selten sogar feindselig. Dies liegt meist daran, dass die Kinder verunsichert und ängstlich sind und ihren Platz in der neuen Konstellation erst finden müssen. Sie sind auch eifersüchtig und haben Angst, ihre Mutter oder ihren Vater an den neuen Partner und an die Stiefgeschwister zu verlieren.

Jede Patchworkfamilie und auch jedes Kind ist anders, daher gibt es keine Patentrezepte, wie das Zusammenleben gelingen kann.

Was können Eltern nun tun, damit Stiefgeschwister eine Beziehung untereinander aufbauen und das Zusammenleben gelingen kann?

  • Neues braucht Zeit! Überstürzen Sie nichts! Geben Sie sich und allen anderen Familienmitgliedern die Zeit, sich aneinander zu gewöhnen.
  • Geduld, Verständnis, Kompromissbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Humor erleichtern das Hineinwachsen in die neue Situation.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Ängste und Befürchtungen in Bezug auf die Stieffamilie und nehmen Sie diese ernst.
  • Bevor Sie in einem Haushalt zusammenleben werden, müssen sich Ihre Kinder und die Ihres Partners kennenlernen. Geben Sie den Kindern Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Vermitteln Sie zwischen Ihnen, lassen Sie diese auch von sich aus aufeinander zugehen.
  • Bereiten Sie Ihre Kinder behutsam auf die Veränderungen vor! Erzählen Sie Ihnen von den „Anderen“ – welche Hobbys sie haben, was sie gern tun, etc..
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass sie es genauso lieben wie immer und dass dies auch so bleiben wird. Die Beziehung zum eigenen Kind ist und bleibt enger als zu den Kindern des Partners/der Partnerin. Das darf auch so sein.
  • Verbringen Sie regelmäßig Zeit allein mit Ihrem Kind. Behalten Sie Rituale bei, die Sie vor der neuen Partnerschaft mit Ihrem Kind hatten. Damit zeigen Sie, dass sich an der Beziehung zwischen Ihnen nichts verändert hat.
  • Die Beziehung der Kinder zueinander muss wachsen. Unternehmen Sie gemeinsam etwas, denn so schaffen Sie gemeinsame Erlebnisse. Treffen Sie sich an neutralen Orten und nicht zuhause bei einem der beiden Partner.
  • Besonders wichtig ist, kein Kind zu benachteiligen, zu bevorzugen oder zurückzusetzen.
  • So wie Geschwister miteinander streiten, so wird es auch zwischen Stiefgeschwistern immer wieder ordentlich krachen.
  • Auch Bücher, die sich kindgerecht mit dem Thema Stiefgeschwister auseinandersetzen, können hilfreich sein.
  • Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Möglichkeit, Kontakt und Zeit mit dem leiblichen Elternteil zu verbringen. Denn je besser die Beziehung der Kinder zu ihren leiblichen Eltern ist, umso leichter werden Kontakte zu den Stiefgeschwistern hergestellt.
  • Und zum Schluss ein wichtiger Tipp: Nichts muss sein. Eltern können nicht erzwingen, dass sich die Kinder mögen.

Bis eine Patchworkfamilie sich festigt, dauert es mehrere Jahre. Jedes Kind muss sich in seiner Rolle erst zurechtfinden und sich an seine Stiefgeschwister gewöhnen. In der Regel wird nach einer Eingewöhnungs- und Anpassungsphase das Verhältnis zwischen den Stiefgeschwistern harmonischer und die Familienmitglieder verstehen einander besser. Wie gut Stiefgeschwister miteinander auskommen, hängt wesentlich davon ab, wie die Erwachsenen mit der Situation umgehen. Denn die Grundlage für ein gutes Miteinander schaffen die Erwachsenen.

Es braucht Geduld, den Mut Krisen durchzustehen, Flexibilität und die Bereitschaft Brücken zu bauen. Dann stehen die Chancen gut, dass aus Stiefgeschwistern Bonusgeschwister werden. Denn es kann auch eine Menge Vorteile haben, Stiefgeschwister zu haben!

 

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